Warum für die meisten Menschen Intervallfasten nicht funktioniert
Ja, ich weiß. In deinem Umfeld gibt es sicher jemanden, der im Intervall fastet und das funktioniert und das funktioniert suuuper!
Ich glaube, ich habe das erste Mal vom Intervallfasten gehört als ein bekannter Autor, Fernsehmoderator und vorallem ARZT erzählte er habe damit 20 oder 30kg abgenommen. Und alle so reflexhaft "wenn's eins Arzt sagt, dann muss es ja gesundheitlich relevant sein!" Es folgten sehr Berichte weshalb Intervallfasten auch so günstig für Blutzuckerspiegel und Blutfettwerte sein solle. Klingt an sich auch logisch, nur jetzt kommt der Haken: in meiner langjährigen Erfahrung als Ernährungsberaterin schien das nur oft nicht so richtig zu klappen. Ich habe viele Klient*innen erlebt, die mit Intervallfasten auf eigene Faust gestartet haben und dann ernüchtert zu mir kamen, weil sie dachten, dass sie etwas falsch gemacht haben (die übliche Masche der Diätindustrie: wenn die Diät nicht klappt, bist natürlich du Schuld - nicht die Diät!). Ich war zunächst auch ratlos, denn die Menschen, hatten alles genauso gemacht wie vorgegebenen und dennoch nur zwei oder maximal drei Kilo abgenommen - nix mit 20kg oder so. Was war da los?
Das Problem ist, dass unser Körper jede Einschränkung der Nahrungszufuhr als Hungersnot wahr nimmt - egal ob wir sie bewusst einleiten oder nicht. Der Körper möchte aber gleichzeitig möglichst regelmäßig Energie bekommen - vorallem wenn er uns Hungersignale sendet, ist eigentlich höchste Eisenbahn. Hunger ignorieren ist nie eine gute Idee oder ein Zeichen von eiserner Willenstärke und Disziplin (und wir lieben ja Disziplin - vorallem beim Essen! 🙄🙄🙄). Denn dann wird dein Körper deinen Stoffwechsel runterfahren, noch mehr Hungersignale aussenden und dich gleichzeitig müde und träge machen, damit du nicht noch mehr Energie verlierst. Bravo! Was tun aber die meisten beim Intervallfasten? Sie ignorieren den morgendlichen Hunger und betäuben ihn mit literweise schwarzem Kaffee oder Tee, der durch das Koffein noch etwas Energie verschafft, um irgendwie den Vormittag durchzuhalten. Tatsächlich ist ein typisches Diätverhalten sich die Kalorien für später aufbewahren zu wollen -nicht nur beim Intervallfasten- sondern allgemein bei Menschen, die krampfhaft Gewicht verlieren möchten. Dadurch steigt allerdings der Heißhunger über den Tag, sodass man am Abend deutlich mehr isst und auch in der Tendenz zu energiereicheren Lebensmitteln greift, auch wenn man diese Energie schon am Tag gebraucht hätte und am Abend eigentlich weniger benötigt, weil wir weniger aktiv sind und uns vermutlich demnächst schlafen legen werden. Viele Menschen beschreiben es auch als einfacher morgens nichts zu essen und bis zum Mittagessen zu warten anstatt wie gewöhnlich zu frühstücken und dann das Abendessen zu canceln, weil sie dann man Hunger haben. Achwas? Und wenn du jetzt sagst: “jaaa, aber ich bin eigentlich gar nicht mehr hungrig morgens” - okay, verstehe ich, aber gleichzeitig solltest du wissen, dass nichts Hunger- und Sättigungssignale so durcheinander bringen kann wie sie zu ignorieren. Ich habe es schon oft erlebt, dass Menschen, die wieder beginnen regelmäßig zu essen, auch am Morgen wieder hungrig sind, auch wenn sie zuvor überzeugt davon waren, dass ein Kaffee am Vormittag schon ausreichen wird. Und um es nochmal klar zu stellen: Hunger ist etwas Gutes. Es ist dein Körper der mit dir spricht und dir sagt, dass er Energie braucht. Kein Ernährungsplan der Welt kann dir mit solcher Bestimmtheit sagen, dass du essen sollst wie dein Hunger - also zu dir den Gefallen. Um diese Signale wieder richtig zu geben muss dein Körper dir vertrauen, dass er regalmäßig mit Energie und Nährstoffen versorgt wird - das Frühstück wieder einzuführen kann dir also helfen langfristig auch morgens den Hunger wieder wahrzunehmen, auch wenn es zu Beginn vielleicht noch nicht wirklich spürbar ist.
Merke: wenn du dein Hungergefühl unterdrücken, aushalten oder wegschieben musst, dann ist es eine Diät, die langfristig nichts für dich tun wird als deine natürlichen Körpersignale zu verwirren. Lass es bleiben!